• en
  • de

Professor Dr. Erich Lugscheider, wurde in Wien geboren, studierte dort technische Chemie und technische Physik. Anschließend promovierte er auf dem Fachgebiet Werkstofftechnologie an der TU Wien.

In Aachen übernahm er den Posten des Oberingenieurs am Lehrstuhl für Werkstoffkunde an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und legte dort 1975 seine Habilitation ab. Drei Jahre später gründete Prof. Dr. Erich Lugscheider das Lehr- und Forschungsinstitut „Werkstoffwissenschaften an der RWTH Aachen und leitete den Bereich bis zum Jahre 2005.

Parallel dazu erhielt er 1987 die Ehrenprofessur für Werkstoffkunde an der Universität für Luft- und Raumfahrt in Beijing, China. Prof. Dr. Erich Lugscheider saß lange Zeit im TLS Aufsichtsrat und bekleidet derzeit den Posten des TLS Ehrenpräsidenten. Erich Lugscheider und Christopher Wasserman, Präsident der TeroLab Surface Group, verbindet eine lange und intensive Freundschaft.

 

Christopher Wasserman: Wir haben das Glück, mit Dir einen Gesprächspartner gefunden zu haben, der auf einen Schatz fundierter Kenntnisse im Bereich des Thermischen Spritzens blicken kann. Wie schätzt Du den Markt derzeit ein?

Prof. Dr. Erich Lugscheider: Lieber Christopher, ich bin davon überzeugt, dass die Oberflächentechnik in Zukunft ganz allgemein verstärkt in den Fokus treten wird, also auch die Thermische Spritztechnik als eine ihrer Schlüsseltechnologien. Der Grund ist in der zunehmenden Bedeutung von Themen wie Umweltschutz, Ressourcenschonung, Klimawandel, Sicherheit, Mobilität und Energietechnik zu sehen, um nur die Wichtigsten zu nennen.

Christopher Wasserman: Welche Entwicklungsmöglichkeiten siehst Du als Visionär für diese Branche?

Prof. Dr. Erich Lugscheider: Die Prozesse des Thermischen Spritzens werden mit großer Dynamik weiter entwickelt mit dem Ziel, die Prozesse und Schichtwerkstoffe tailor-made auf ganz bestimmte Anwendungen zu optimieren, wobei das zunehmende Verständnis der Prozesse durch wissenschaftliche Erfolge bei der Modellierung und Simulation grundlegende Voraussetzung sein wird.

Als Vision sehe ich auch die „Adaptive Fertigung“. Dabei wird, aufbauend auf die 3D-Drucktechnik, langfristig eine Konkurrenz zur Zerspanung und Fügetechnik entstehen. Wobei neben der heute schon dominanten Lasertechnik auch die Thermische Spritztechnik, z.B. das Kaltgasspritzen, eine wichtige Rolle spielen könnte.

Mit Blick auf TLS-Medical, Deiner TeroLab Surface Dependence in Frankreich, kann ich sagen, das gerade in der Medizintechnik interessante Anwendungen zu erwarten sind, etwa die „Adaptive Fertigung“ unter Nutzung von Biomaterialien.

Christopher Wasserman: Im Augenblick ist das Suspensionsspritzen in aller Munde. Welche Chancen räumst Du der Technologie am Markt ein?

Prof. Dr. Erich Lugscheider: Das Suspensionsspritzen ist in jüngster Zeit durch umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen gekennzeichnet. Obwohl bereits Beschichtungsanlagen angeboten werden, ist die Anwendung des Suspensionsspritzens noch am Beginn. Ich meine, dass das Suspensionsspritzen weniger eine Konkurrenz zu klassischen Thermischen Spritz-Anwendungen darstellen wird, sondern zukünftig eher neue Märkte erschließen könnte.

Christopher Wasserman: Hälst Du es für zukunftsträchtig, Zink und Zinklegierungen in Kombination mit zinkhaltigen Lacken auf Offshore-Windenergieanlagen aufzubringen, um so die Korrosionsbeständigkeit auf 20 bis 25 Jahre zu gewährleisten?

Prof. Dr. Erich Lugscheider: Das Thermische Spritzen von Zink und zinkbasierten Werkstoffen in Kombination mit Lackierungen spielt heute bereits eine gewisse, bei weitem aber zu geringe, Rolle in der Off Shore Awendung. Hier muss verstärkt an der Akzeptanz des Thermischen Spritzens gearbeitet werden, da Erfolge in der Off Shore Technik das Thermische Spritzen im Markt der Oberflächentechnik sichtbarer machen könnten.

Christopher Wasserman: Jetzt habe ich die drei Fragen an unseren Experten bereits um eine überschritten. Es liegt daran, dass es immer wieder so informativ und spannend ist, mit Dir in die Materie einzutauchen. Vielen Dank für unser Gespräch.

  Ansprechpartner